Vallis 03.August bis 29.September 1981

Maria zum Schnee, die Kapelle am Schwarzsee, zwischen Zermatt und dem Matterhorn im Vallis in der Schweiz

In dieser traumhaften Landschaft durfte ich 57 außergewöhnliche Tage erleben.

215 1/2 Stunden davon arbeitete ich in dieser Kapelle, in dem ich bei den Restaurierungsarbeiten mithalf. Die Leitung, unter Aufsicht der Denkmalpflege, hatte der Schweizer Restaurator Edwin Artho.

Ich war 20 Jahre alt, stand kurz vor dem Beginn meines Studiums der Philosophie, Gemanistik und Kommunkationswissenschaften in Münster in Westphalen, als mein Freund Edwin Artho mir dieses Angebot machte. Da ich bis dahin die meiste Zeit in der Enge und Begrenzung der Großstadt zwischen Häuser- und Straßenschluchten gelebt hatte, brauchten meine Augen mehrere Tage, bis ich die Bergwelt nicht mehr nur als 2 Dimensionale Plakatwand sah, sondern sie im 3-D Format, mit differenzierter Tiefenschärfen wahrnehmen konnte.

Auf der anderen Seite veränderte die Arbeit, die meist darin bestand, mit einer scharfen Klinge eine Farbschicht abzutragen, mein Sehvermögen dahin, dass ich Farben nicht mehr nur als Fläche, sondern zerteilt in einzelne Punkte wahrnahm. Die Tischdecke auf dem Abendtbrotisch war dann nicht mehr ´grün´, sondern für mich bestehend aus gelben neben blauen Punkten.

Anekdoten:

Eines Tages erhielten wir schriftlich eine Bombendrohung: Wenn das Gemälde mit dem Bergsteiger und dem Engel nicht in der Kapelle bleiben würde, dann würden wir mitsamt der Kapelle in die Luft gesprengt.- Es kam dann heraus, dass sie von einem Bürger von Zermatt kam. Er war schon um die 90 Jahre alt und war als junger Mann das Modell für dieses Bild.

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Täglich kamen zahlreiche Touristen bei uns vorbei, zu der Zeit vor allem aus Japan. Dann schauten wir auf die Uhr. Meist dauerte es nur eine halbe Stunde, bis wir den Rettungshubschrauber hörten. Tja, so ist das, wenn man meint, man könne mal so eben mit Turnschuhen das Matterhorn besteigen.

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Enes Tages fanden wir in der Kapelle ein Geheimversteck mit einer Original Schriftrolle des ursprünglichen Künstlers, der vor ca. 400 Jahren die Kapelle mit diesen Säulen und Blautönen gestaltet hat. Es war aufregend, einen solchen Schatz zu finden und in Händen zu halten! - Ebenso, wie die Vorstellung, dass eines Tages, lange nach unserem Ableben, jemand unsere Schriftrolle finden wird.

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Wandkritzeleien sind übrigens keine Erfindung der Neuzeit

Ich fand unter Jahrhunderte alten Farbschichten zahlreiche Namen an der Wand schon um 16 Hundert datiert!